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Verbot von Glücksspiel-Sponsoring? – Niederländischer Fußballverband mit Alternativplan

    Wie in Deutschland ist auch in den Niederlanden seit dem vergangenen Jahr Glücksspiel offiziell erlaubt. Die seit Oktober gültige Legalisierung indes hatte keineswegs nur positive Folgen, sondern auch negative Begleiterscheinungen, die nur wenige Monate später die Politik schon wieder auf den Plan gerufen haben.

    Bereits im Juli erfolgte von Franc Weerwind in seiner Funktion als Minister für Rechtsschutz die Anordnung, dass Prominente künftig nicht mehr für Glücksspiel werben dürfen. Grund dafür ist, dass die Legalisierung von Sportwetten und Casino-Spielen zu einer Flut an Werbung führte und die niederländische Politik deshalb eine zunehmende Gefahr für vor allem für junge Menschen und generell Risikogruppen erkannte, in Spielsucht abzudriften.

    Niederländischer Fußball bangt um bis zu 70 Millionen Euro pro Jahr

    Das Verbot soll Anfang 2025 in Kraft treten. Zur Gruppe der Prominenten zählen dabei neben Models, Musikern und Schauspielern wenig überraschend auch renommierte Pokerspieler sowie Influencer, die über eine Vielzahl an Followern verfügen. Ebenfalls umfasst werden Profisportler und insbesondere Fußballer, was nun eine Reaktion des Königlich Niederländischen Fußballverbandes (KNVB) hervorrief.

    In einem offenen Brief an Minister Weerwind appellierte der KNVB, die Entscheidung zur Einführung und Durchsetzung des Verbotes vor allem von Glücksspielsponsoring de Sports zu überdenken. Aus gutem Grund, würden alleine den niederländischen Fußballklubs dadurch schätzungsweise 40 bis 70 Millionen Euro pro Jahr an Einnahmen wegbrechen. Und gerade nach der Corona-Pandemie, in der lange Zeit leere Stadien große Lücken in die Kassen vieler Vereine gerissen haben, wäre ein Einbruch bei den Sponsoringgeldern ein weiterer, herber Schlag.

    Der KNVB belässt es indes nicht dabei, nur das Verbot zu kritisieren, sondern schlägt auch einen Alternativplan zum totalen Ausschluss von Glücksspielunternehmen als Sponsoren vor. So hat ein Gremium des KNVB unter anderem den Vorschlag erarbeitet, Glücksspielwerbung nicht generell zu untersagen, aber besonders populäre Spieler und Trainer, die für viele Kinder und Jugendliche eine Vorbildfunktion besitzen, bei Werbemaßnahmen außen vor zu lassen. Bekannte Nationalspieler wie Virgil van Djik oder Memphis Depay wären dann zwar bei Werbeaktivitäten nicht zu sehen, doch den Vereinen und auch dem Verband blieben andere Sponsoringoptionen beispielsweise auf Banden im Stadion erhalten.

    Weiterhin schlägt der KNVB, der grundsätzlich betont, dass die mit Online-Glücksspiel verbundenen Risiken innerhalb des Profifußballs sehr ernst genommen würden, eine große Kampagne in allen niederländischen Stadien vor, mit denen die Fans für die mit Glücksspiel verbundenen Gefahren sensibilisiert werden sollen. Genutzt werden könnten dafür sowohl die Banden als auch die Social-Media-Kanäle der Vereine.

    Darüber hinaus plädiert der Verband auch dafür, sich vermehrt dem Kampf gegen Spielmanipulationen zu widmen, die im Bereich Sportwetten nach wie vor ein Thema sind, wenn auch möglicherweise eher in kleineren Ligen.

    KNVB wünscht sich aussagekräftige Studie

    Generell wünscht man sich seitens des KNVB erst eine wirklich umfassende und aussagekräftige Studie zum Zusammenhang von Sportsponsoring und Spielsucht, ehe radikale Maßnahmen in die Tat umgesetzt werden. Noch steht eine Reaktion seitens der Politik auf den Vorstoß des Fußballverbandes aus. Ob beide Seiten in einen ausführlicheren Dialog treten oder die Regierung auf ihrer Entscheidung beharrt und das Verbot von Glücksspiel-Sponsoring wie vorgesehen umsetzt, lässt sich aktuell kaum seriös prognostizieren. Klar ist indes, dass noch reichlich Zeit bleibt, die Entscheidung aufzuheben oder zu modifizieren.