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Großbritannien: Datenschützer erheben schwere Vorwürfe gegen Glücksspiel-Anbieter

    Datenschutz ist im Internet seit jeher ein großes Thema. Obwohl die für ein Höchstmaß an Sicherheit eingesetzten Techniken stetig weiterentwickelt werden und jede entstandene Lücke so schnell wie möglich geschlossen wird, kommt es immer wieder zu Vorfällen, in denen die Technik machtlos ist.

    Konkret dann, wenn mehr oder weniger absichtlich gegen Vorgaben verstoßen wird – nicht selten mit unlauterem Hintergrund. Aktuell ist die britische Datenschutzbehörde Information Commissioner‘s Office (ICO) gefordert, einer Beschwerde nachzugehen, laut der Anbieter von Online-Glücksspielen massiven Datenmissbrauch betrieben haben sollen. Unter anderem mit dem Ziel, von Spielsucht gefährdete Kunden zu binden oder zurückzuholen.

    Clean Up Gambling stützt sich auf Experte Wolfie Christl

    Die Beschwerde eingereicht hat die Spielerschutz-Organisation Clean Up Gambling, die im Rahmen einer Studie unter anderem herausgefunden haben will, dass der Anbieter Sky Bet eine Tracking-Technologie verwende, mit der sehr detaillierte Verhaltensprofile von Spielern erstellt werden können. Die auf diese Weise gesammelten Daten würden an Dritte weitergegeben, vornehmlich zu Werbezwecken unter anderem an Facebook, Google und Microsoft.

    Der kooperierende Online-Marketing-Dienstleister Signal etwa soll auf diese Weise umfassende Daten über einzelne Personen gesammelt haben, beispielsweise in Form von 186 Attributen, die mittels verschiedener Techniken errechnet wurden und einen optimierten Einsatz von Werbung ermöglichten. Die Empfänger der Daten erhielten auf diese Weise umfangreiche Informationen über das Nutzerverhalten.

    Clean Up Gambling bezieht sich bei der eingereichten Beschwerde laut einem Bericht der “Financial Times“ auch auf einen Bericht des österreichischen Datenschutz-Experten Wolfie Christl, der schon in seiner im Januar veröffentlichten Studie “Digital profiling in the online gambling industrie“ zu der Erkenntnis gelangt war, dass große Glücksspielanbieter sowohl in großem Umfang Daten sammeln als auch weitergeben würden.

    Nicht nur Sky Bet in Verdacht

    Sky Bet, Teil des weltgrößten Glücksspiel-Konzerns Flutter Entertainment, steht nun zwar namentlich zuvorderst am Pranger, doch sind die Spielerschutz-Experten überzeugt davon, dass ähnliche Technologien in der Branche weit verbreitet sind. Clean Up Gambling fordert deshalb eine flächendeckende Überprüfung sowohl der Glücksspielanbieter als auch deren Werbepartner.

    Stellvertretend für Clean Up Gambling fand Direktor Matt Zarb-Cousin in der “Financial Times“ klare Worte: “Dies ist das scharfe Ende des Datenmissbrauchs. Wir sprechen hier von Sucht, von Menschen, die riesige Geldsummen verlieren, und von Profilerstellung, die zur Verschlimmerung dieser Situation eingesetzt wird. Das ist nicht wie der Verkauf von Gartengeräten im Internet. Wir reden hier über etwas, das sehr, sehr süchtig macht.“

    Nächste Strafe für Flutter?

    Flutter Entertainment wollte die Anschuldigungen nicht unkommentiert stehen lassen und betonte in einem Statement unter anderem in Bezug darauf, dass sehr sensible Daten zur Finanzkraft von Kunden erhoben würden, keinerlei Zugriff auf entsprechende Informationen zu haben. Darüber hinaus betonte Flutter, dass die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern geschaltete Werbung so gesteuert werde, dass gefährdete Spieler gezielt nicht angesprochen würden.

    Partner Signal stützte die Verlautbarungen Flutters und erklärte, dass erhobene Daten in erster Linie dazu genutzt würden, Prozesse zu verbessern und ein verantwortungsvolles Glücksspiel zu bewerben.

    Nun obliegt es der ICO darüber zu befinden, ob sich Sky Bet und andere Anbieter des Datenmissbrauchs schuldig gemacht haben. Sollte die Datenschutzbehörde zu einem entsprechenden Schluss kommen, droht Flutter eine erneute Strafe. Bereits im Februar wurde das Unternehmen zur Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 1,7 Millionen Pfund verurteilt, weil Marketing-Mails an Nutzer verschickt worden waren, die dem Empfang solcher Nachrichten zuvor widersprochen hatten.